Heinrich II.
Kaiser Heinrich II. und seine Frau Kunigunde genießen in Merseburg besondere Verehrung. Auf ihr Betreiben entstand im Jahr 1004 das 23 Jahre zuvor aufgelöste Bistum Merseburg neu und wurde umfangreich durch Schenkungen ausgestattet. Bis weit in die Reformationszeit hinein wurde das Kaiserpaar mit Altären, Stiftungen und Messen verehrt.
Heinrich II. war 995 nach dem Tod seines Vaters Herzog von Bayern geworden. Über seinen Großvater gehörte er dem sächsischen Kaiserhaus an. Nach dem Tode Ottos III. wählten ihn die Großen des Reiches zum König. In Paderborn erhielt Heinrich II. die Krönung. Seine Regierungszeit ist von einer starken Hinwendung zu geistlichen Dingen geprägt, dafür steht neben der Wiederbegründung des Bistums Merseburg vor allem die Gründung des Bistums Bamberg 1007. Ferner unterstützte er die vom Kloster Cluny ausgehenden kirchlichen Reformen. Gemeinsam mit seiner Frau Kunigunde wurde er 1014 in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt. Merseburg darf für sich beanspruchen, am häufigsten durch Heinrich II. besucht worden zu sein. Seine Grablege wählte er jedoch in dem von ihm begründeten Bamberger Dom.
In den Augen der Zeitgenossen und der nachfolgenden Merseburger Domgeistlichkeit hatten sich Heinrich II. und seine Frau Kunigunde durch Stiftungen und Schenkungen umfassende Verdienste erworben. Der Merseburger Bischof Thietmar, ein Zeitgenosse Heinrichs II., hat dem König in seiner Chronik ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt. Sie zählt zu den wichtigsten Quellen für das Leben Heinrichs II. Im Jahre 1024 starb der Kaiser. Die Heiligsprechung Heinrichs II., dessen Ehe mit Kunigunde kinderlos geblieben war, erfolgte 1146. Kunigunde wurde 1200 durch den Papst heiliggesprochen.
Mit der Heiligsprechung war es von besonderer Bedeutung, dass Merseburg Gewänder aus deren Schenkung besaß. Diese galten fortan als Reliquien und vermittelten den Glanz des Herrscherpaares. Eine Kasel (liturgisches Gewand), die der heiligen Kaiserin Kunigunde zugeschrieben wird, galt noch im 19. Jahrhundert als Wunder wirkend. Besucher des Doms ließen sich bei Beschwerden diese Kasel umlegen. Noch heute erinnern im Merseburger Dom zahlreiche Darstellungen an die Verehrung des heiligen Kaiserpaares im Mittelalter, so z. B. der sogenannte Heinrichsaltar von Lucas Cranach d. Ä..