Restaurierung der Kopiale aus Domstiftsarchiv und -bibliothek Merseburg

„Wer schreibt der bleibt“ – diese beliebte, wohl auf einen römischen Staatsmann zurückgehende Redewendung umschreibt knapp die Funktion eines Archivs. Hier lagert das, was in einer Verwaltung einst aufgeschrieben und späterhin bewahrt wurde, obwohl der eigentliche Zweck der Niederschrift erfüllt oder verjährt war. Was aufgeschrieben wurde, das kann immer wieder hervorgerufen, interpretiert und neu bewertet werden. Die Archive der Vereinigten Domstifter erfüllen daher eine wichtige Aufgabe für die historische Forschung und haben zugleich die Verantwortung für die Bewahrung der schriftlichen Hinterlassenschaften. Für die mittelalterliche Überlieferung gilt dies insbesondere für die Kopiale, also für Urkundenabschriften und Geschäftsbücher, die in vielfältiger Weise Verwaltungshandeln widerspiegeln. Um diese wertvollen Bestände restaurieren zu können, hat das Domstiftsarchiv Merseburg 2024 durch das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel erhalten. Insgesamt konnten durch die Förderung 20 Kopiale restauriert werden. Aufgelöste Bindungen, Schimmelschäden und Beschädigungen einzelner Blätter und Einbände stellten die hauptsächlichen Schäden dar. Dadurch waren die Kopiale nur noch eingeschränkt benutzbar. Auch eine Digitalisierung war so nicht möglich, da diese zur weiteren Zerstörung der Bände geführt hätte.

In aufwändigen Schritten sind die Bindungen erneuert, Blätter gesäubert und angefasert sowie neue Schuber angefertigt worden. Dies geschah stets in enger Abstimmung mit dem Domstiftsarchiv. So konnte die 10-bändige Sammlung von Abschriften des Merseburger Dompropstes von Berbisdorf in Schubern untergebracht werden. Diese wichtige Sammlung kann damit künftig problemlos digitalisiert werden. Ein Verzeichnis der zwischen 1550 und 1800 amtierenden Merseburger Domherren kann nun wieder der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Der wertvolle Einband wurde ergänzt und der Buchblock neu eingebunden. Ferner ist eine Kladde mit Aufzeichnungen des Domkapitelssyndikus aus dem 16. Jahrhundert gerettet worden, indem die Blätter geglättet und angefasert worden und die Kladde einen neuen Einband erhielt. Da die Kopiale zumeist im 18. Jahrhundert in Pergamentfragmente gebunden worden waren, ergeben sich durch deren Ablösung neue Erkenntnisse zum Bestand der Domstiftsbibliothek. Versteckt in einem Einband fanden sich zwei Fragmente einer Urkunde über eine Bischofswahl.

Sämtliche Arbeitsschritte sind detailliert dokumentiert worden, so dass künftig nachvollziehbar ist, welche Restaurierungen vorgenommen wurden.

Auch künftig sind noch umfangreiche Mittel notwendig, um die Bestände in Domstiftsarchiv und -bibliothek Merseburg dauerhaft zu sichern und den Benutzern sowohl analog als auch digital zur Verfügung zu stellen.

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