Die Vereinigten Domstifter blicken auf ein Weihejubiläumsjahr voller Höhepunkte zurück. „Geweiht für die Ewigkeit. 1000 Jahre Weihe Merseburger Dom“ – unter diesem Titel stand in Merseburg von Januar bis November 2021 alles im Zeichen des tausendjährigen Weihejubiläums des Doms. Trotz pandemiebedingter Einschränkungen konnten die Pläne für das Festjahr erfolgreich umgesetzt werden.
„Mit dem Festjahr zur 1000-jährigen Weihe des Merseburger Doms haben wir zwei große Ziele verfolgt: Wir wollten die große überregionale Bedeutung des Doms unterstreichen sowie die enge Verbindung der Merseburgerinnen und Merseburger zu ihrem Dom vertiefen“, sagen die Dechantin Prof. Dr. Karin v. Welck und der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter Dr. Holger Kunde. „Trotz der gravierenden pandemiebedingten Herausforderungen haben wir diese Ziele erreicht, worüber wir sehr glücklich und dankbar sind.“
Besonders die enge Zusammenarbeit der Vereinigten Domstifter mit der Stadt Merseburg und der evangelischen Kirchgemeinde Merseburg bei den Planungen und der Durchführung des Weihejubiläums ist hervorzuheben. „Gemeinsam gestalteten wir ein Weihejubiläum für alle“, freut sich Dr. Kunde. Festgottesdienste, Ausstellungen, museumspädagogische Angebote, Konzerte verschiedener Musikrichtungen, wissenschaftliche Vorträge: Das Weihejubiläum sprach die unterschiedlichsten Gäste an. „Besonders zum Festwochenende vom 1. bis 3. Oktober 2021 haben wir erlebt, wie viele Interessen wir zusammenbringen konnten, um den 1000sten Jahrestag der Weihe des Merseburger Doms zu würdigen“, sagt Dr. Kunde weiter. „Die Glockenweihe der neu gegossenen Friede-Glocke lockte tausende Interessierte am 1. Oktober auf den Domplatz: ein hochemotionales Ereignis, schließlich wurde die letzte Glocke für den Merseburger Dom 1538 geweiht. Wir waren sehr berührt zu sehen, mit wie viel Begeisterung die neue Glocke empfangen wurde.“ „Der Festumzug und die anschließende feierliche Weihe der Glocke werden allen, die dies erleben konnten, in Erinnerung bleiben, ebenso wie die feierlichen Segenswünsche, die der neuen Glocke, u. a. durch die Stifterin der Glocke, Friede Springer, mitgegeben wurden, und der sich anschließende Festgottesdienst im Dom“, ergänzt die Dechantin.
Durch das herausragende Bühnenprogramm der Stadt Merseburg kamen viele neue Zielgruppen in den Merseburger Dom. Der im benachbarten Schlossgarten stattfindende Mittelaltermarkt mit berühmten Mittelalterbands wie „In Extremo“ oder „Saltatio Mortis“ sorgte das ganze Festwochenende über für ein sehr unterschiedliches Publikum im Merseburger Dom. Viele Mittelalterfans ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, neben ihren Lieblingsbands auch die Merseburger Zaubersprüche im Original zu sehen. Liebhaber klassischer Musik konnten im Merseburger Dom die berühmte Ladegastorgel erleben sowie zwei hochkarätig besetzte Festkonzerte, zum einen mit dem Collegium Vocale und der Merseburger Hofmusik unter der Leitung von Domorganist Michael Schönheit, zum anderen die Gaechinger Cantorey Stuttgart, die unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann Händels „Messias“ in einem Benefizkonzert, das Michaela und Michael Wirtz den Vereinigten Domstiftern schenkten, zum feierlichen Abschluss des Festwochenendes zu Gehör brachte. Insgesamt besichtigten am Festwochenende ca. 20.000 Menschen den Merseburger Dom. Über 1700 Besucher lösten außerdem ein Ticket, um die Merseburger Zaubersprüche im Original zu besichtigen.
Ein großer Erfolg des Festjahres war die Einbindung der Merseburger Schulen. Im Kita- und Grundschulprojekt „Des Bischofs festliche Kleider“, das auch von der Stadt Merseburg unterstützt wurde, lernten die Kinder die Aufgaben und die Bedeutung eines mittelalterlichen Bischofs kennen und gestalteten im Anschluss eigene Mitren. Das Projekt wurde vor Ort im Merseburger Dom sowie – an die Infektionslage angepasst – als digitales Projekt angeboten. Über 700 Kinder gestalteten eine eigene Mitra. Am Festumzug am 1. Oktober nahmen über 300 Kinder mit ihren selbst gestalteten Mitren teil. Die weiterführenden Schulen waren im Oktober eingeladen, die Merseburger Zaubersprüche im Original zu sehen. Zahlreiche Schulen nahmen die Einladung an. Im Oktober sahen knapp 1000 Schülerinnen und Schüler die einzigartige Handschrift im Original. „Es war fantastisch, die vielen Kinder mit ihren Mitren beim Festumzug und der Glockenweihe zu sehen und zu erleben, wie sich die Jugendlichen mit den Zaubersprüchen auseinandersetzten“, sagt Dr. Kunde. „Dass die Kinder so aktiv am Weihejubiläum teilgenommen haben und sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen konnten, war für uns ein großes Glück. Die Vermittlung der Domgeschichte an die nächste Generation ist für die Vereinigten Domstifter ein wichtiges Anliegen. Die hervorragende Zusammenarbeit mit den Merseburger Schulen wollen wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen.“
Besonders freuen sich die Vereinigten Domstifter auch über die zahlreiche Berichterstattung in Print- und Rundfunkmedien.
Durch den Lockdown konnte der Merseburger Dom erst ab dem 1. Juni 2021 Besucher empfangen. Die beiden Ausstellungen „Jahr1000Schätze im Merseburger Dom“ und „Die Rückkehr des Merseburger Domschatzes“ waren von diesem Zeitpunkt an bis zum 31. Oktober 2021 für die Öffentlichkeit zu besichtigen. Trotz des verkürzten Ausstellungszeitraums nutzten über 23.000 Besucher von Juni bis Oktober die Möglichkeit zur Besichtigung, ein hoher Wert im Vergleich zu den Vorjahren und mit Blick auf die pandemiebedingten Einschränkungen im Tourismus.
Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 25.946 in den Merseburger Dom, ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Ein besonders hohes Interesse verzeichnete der Dom im Oktober. Den ganzen Monat über waren die Merseburger Zaubersprüche im Original ausgestellt. Allein in diesem Monat nutzten knapp 10.000 Besucher die Möglichkeit zur Besichtigung der Originale.
„Unser großer Dank gilt dem Land Sachsen-Anhalt für die finanzielle Unterstützung des Jubiläumsjahres sowie der Stadt Merseburg und dem evangelischen Kirchspiel Merseburg für die hervorragende Zusammenarbeit, ebenso der Friede Springer Stiftung für die großzügige Finanzierung der neuen Glocke, Michaela und Michael Wirtz für die Finanzierung des Benefizkonzerts, den Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien und der Saalesparkasse. Aber auch den vielen Menschen, die mit ihrer Spende die Restaurierung des Brunnens auf dem Domplatz ermöglichten sowie den Förderern dieser Restaurierungs-arbeiten (dem Altstadtverein Merseburg, der honymus-Stiftung Halle-Merseburg, INFRA LEUNA, dem Landkreis Saalekreis, MIDEWA, MVV Umwelt GmbH, der Stadt Merseburg, TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH, dem Verein der Freunde und Förderer der Vereinigten Domstifter und der Volks- und Raiffeisenbank Saale-Unstrut eG)“, sagt Prof. Dr. Karin v. Welck.
Was bleibt vom Festjahr? Das Weihejubiläum wird auch in die nächsten Jahre hineinwirken. Die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Merseburg und dem evangelischen Kirchspiel Merseburg soll für zukünftige Projekte fortgeführt werden. Gerade im Hinblick auf die Merseburger Zaubersprüche, die sich seit 2021 auf dem Weg zum Weltdokumentenerbe befinden, wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Domgemeinde und Domstiftern angestrebt, um die Bedeutung der Zaubersprüche einem breiten Publikum zu vermitteln. Auch die Merseburger Schulen sollen verstärkt eingebunden werden. Der zum Festjahr restaurierte Brunnen auf dem Domplatz wird dazu beitragen, den Domplatz weiter aufzuwerten. Die Umgestaltung des Brunnenumfeldes ist ein Projekt für das nächste Jahr. Bleiben wird auch die neu gegossene Friede-Glocke, die seit dem 31. Oktober dreimal täglich läutet und dadurch die historischen Glocken des Merseburger Doms entlastet. „Wann immer ich die Friede-Glocke läuten höre, freue ich mich darüber, was wir in diesem Jahr alles geschafft haben“, sagt Dr. Kunde. „Das Weihefest, zu dem ganz Merseburg auf den Beinen war, hat uns für viele pandemiebedingte Unsicherheiten und Sorgen während der Planungen belohnt. So viele Gäste kamen aus nah und fern, um den Dom zu besichtigen, die Zaubersprüche im Original zu sehen, an Festgottesdiensten teilzunehmen, klassischen Konzerten der Extraklasse zu lauschen, mit Mittelalterbands im Schlosspark oder DJ-Größen in der Hochschule zu tanzen oder um die neue Glocke einmal selbst anzuschlagen. Ein Fest, so emotional, lebendig und vielfältig, wie wir es uns nur wünschen konnten.“